Scope-3-Emissionen

Definition von Scope-3-Emissionen

Scope-3-Emissionen sind eine Kategorie von Treibhausgasemissionen (THG), die während der betrieblichen Abläufe aus Quellen stammen, die keinem Unternehmen direkt gehören oder von ihm kontrolliert werden. Sie werden auch als Emissionen der Wertschöpfungskette bezeichnet und umfassen alle indirekten Emissionen, die außerhalb des direkten physischen Fußabdrucks eines Unternehmens auftreten.

Scope-3- im Vergleich zu Scope-1- und -2-Emissionen

Das Greenhouse Gas Protocol (GHGP) kategorisiert Treibhausgasemissionen in drei Bereiche:

  • Scope 1: Direkte Emissionen aus unternehmenseigenen Quellen (Firmenfahrzeuge, Herstellungsprozesse, Kraftstoffverbrennung vor Ort)
  • Scope 2: Indirekte Emissionen aus eingekauftem Strom, Wärme oder Dampf
  • Scope 3: Alle anderen indirekten Emissionen in der Wertschöpfungskette

Eine besondere Eigenschaft von Scope-3-Emissionen: Sie sind häufig die Scope-1- und Scope-2-Emissionen anderer Unternehmen in der eigenen Wertschöpfungskette.

Scope-3-Emissionskategorien

Vorgelagerte Emissionen (8 Kategorien):

  1. Eingekaufte Produkte und Services
  2. Investitionsgüter
  3. Aktivitäten im Zusammenhang mit Kraftstoff und Energie
  4. Vorgelagerter Transport und Vertrieb
  5. Betrieblich erzeugte Abfälle
  6. Geschäftsreisen
  7. Pendlerfahrten der Beschäftigten
  8. Vorgelagerte Leasing-Assets

Nachgelagerte Emissionen (7 Kategorien):

  1. Nachgelagerter Transport und Vertrieb
  2. Verarbeitung der verkauften Produkte
  3. Verwendung der verkauften Produkte
  4. Entsorgung verkaufter Produkte
  5. Nachgelagerte Leasing-Assets
  6. Franchising
  7. Investitionen

Relevanz und Größenordnung

Laut einer Studie des Carbon Disclosure Project aus dem Jahr 2022 verursachen Scope-3-Emissionen bei berichterstattenden Unternehmen im Durchschnitt 11,4 Mal mehr Emissionen als die betrieblichen Emissionen (Scope 1 und 2 zusammen). Dies verdeutlicht ihre überragende Bedeutung für die Gesamtemissionsbilanz von Unternehmen.

Branchenspezifische Unterschiede

Die relevantesten Scope-3-Kategorien variieren erheblich zwischen und innerhalb verschiedener Branchen:

  • Automobilhersteller: Hauptanteil aus Kategorie 11 (Verwendung verkaufter Produkte)
  • FMCG-Unternehmen: Schwerpunkt bei Kategorie 1 (eingekaufte Waren und Dienstleistungen)
  • Gewerbeimmobilien: Unterschiedliche Profile je nach Geschäftsmodell (Neubau vs. Bestandsverwaltung)

Herausforderungen bei der Erfassung

Komplexität der Datenerhebung

  • Begrenzte Kontrolle über Datenquellen
  • Abhängigkeit von Drittanbietern und Lieferanten
  • Häufig unstrukturierte Daten in isolierten Systemen
  • Notwendigkeit von Proxy-Daten bei unzureichender Datenlage

Berechnungsmethodik

Das GHGP definiert 13 verschiedene Berechnungsmethoden für Scope-3-Emissionen, wobei die Wahl der Methode von der Datenverfügbarkeit und Kategorienspezifik abhängt.

Berichterstellung über Scope-3-Emissionen

Regulatorische Relevanz

Scope-3-Berichterstattung ist entscheidend für:

  • CDP-Berichterstattung
  • Global Reporting Initiative (GRI)
  • Task Force on Climate-related Financial Disclosures (TCFD)
  • Science Based Targets Initiative (SBTi)
  • Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD)

Stakeholder-Erwartungen

Investoren, Mitarbeiter und die Öffentlichkeit erwarten zunehmend transparente Emissionsüberwachung und -minderung, wobei Scope-3-Emissionen aufgrund ihres Umfangs besondere Aufmerksamkeit erhalten.

Strategischer Ansatz zur Scope-3-Optimierung

Das Weltwirtschaftsforum und die Boston Consulting Group empfehlen ein fünfstufiges Framework:

  1. Transparenz schaffen: Referenz-Emissionsinventar erstellen
  2. CO2-Optimierung: Produkte und Wertschöpfungskette nachhaltiger gestalten
  3. Lieferanteneinbindung: Emissionskennzahlen in Beschaffungsstandards integrieren
  4. Ökosystemförderung: Brancheninitiativen und Einkaufsgruppen stärken
  5. Interne Stärkung: CO2-Einsparungsregeln als Anreizsystem etablieren

Technologische Unterstützung

Moderne SaaS-Lösungen können die Komplexität der Scope-3-Berichterstattung erheblich reduzieren. Spezialisierte Plattformen bieten vorgefertigte Vorlagen für wichtige Berichtsrahmen und nutzen Analysetools zur Identifikation von Emissionsreduktionspotenzialen. Diese Lösungen ermöglichen es Unternehmen, systematisch ihre Wertschöpfungskette zu analysieren und datengetriebene Entscheidungen zur Emissionsminderung zu treffen.

Fazit

Scope-3-Emissionen stellen sowohl die größte Herausforderung als auch das größte Potenzial für Unternehmen auf dem Weg zur Klimaneutralität dar. Ihre systematische Erfassung und Reduktion erfordert einen ganzheitlichen Ansatz, der Technologie, Lieferantenmanagement und strategische Planung miteinander verbindet.

FAQ

Was sind Scope-3-Emissionen?

Scope-3-Emissionen sind alle indirekten Treibhausgasemissionen, die in der Wertschöpfungskette eines Unternehmens auftreten, aber nicht direkt von diesem kontrolliert werden. Sie umfassen sowohl vorgelagerte Aktivitäten (wie eingekaufte Produkte und Services) als auch nachgelagerte Prozesse (wie die Nutzung verkaufter Produkte). Diese Emissionen entstehen außerhalb des direkten operativen Bereichs des Unternehmens, sind aber dennoch eine Folge seiner Geschäftstätigkeit.

Wie unterscheiden sich Scope-3-Emissionen von Scope 1 und 2?

Das Greenhouse Gas Protocol unterteilt Emissionen in drei Bereiche: Scope 1 umfasst direkte Emissionen aus unternehmenseigenen Quellen wie Firmenfahrzeugen oder Produktionsanlagen. Scope 2 bezieht sich auf indirekte Emissionen aus eingekauftem Strom, Wärme oder Dampf. Scope 3 hingegen erfasst alle anderen indirekten Emissionen entlang der gesamten Wertschöpfungskette – von Lieferanten bis hin zu Endkunden.

Warum sind Scope-3-Emissionen so bedeutsam?

Scope-3-Emissionen machen oft den größten Anteil am CO2-Fußabdruck eines Unternehmens aus. Laut aktuellen Studien verursachen sie durchschnittlich 11,4 Mal mehr Emissionen als die betrieblichen Emissionen (Scope 1 und 2 zusammen). Dadurch sind sie entscheidend für eine vollständige Klimabilanz und bieten gleichzeitig das größte Potenzial für Emissionsreduktionen.

Wie werden Scope-3-Emissionen berechnet?

Das Greenhouse Gas Protocol definiert 13 verschiedene Berechnungsmethoden für Scope-3-Emissionen. Die Wahl der Methode hängt von der Datenverfügbarkeit und der spezifischen Kategorie ab. Moderne Berechnungsansätze nutzen zunehmend KI-gestützte Systeme, die verschiedene Datenquellen kombinieren und automatisiert Emissionsfaktoren zuordnen können, um präzise und skalierbare Berechnungen zu ermöglichen.

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